Schule

‚Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir.’ Diese Weisheit begrüßte die Thüster Schüler schon morgens als gepinselter Spruch über dem ersten Treppenabsatz. In zwei Klassen fieberten sie den Pausen entgegen, in denen Lehrer Lohmann den gestrengen Zeigestock gegen das Schifferklavier eintauschte. Volkstanz für die Mädchen, während die Jungs sich heimlich verdrückten, um in der Sandkuhle beim Friedhof Fußball zu spielen. Natürlich kamen sie immer zu spät zurück, doch bestraft wurden sie dafür nicht. Wäre Herr Lohmann doch vermutlich auch lieber draußen durch die Welt gewandert. Zu gerne ließ er sich immer wieder überzeugen, Rechnen und Raumlehre sausen zu lassen, um seine Schüler im und am Leben und in der Natur lernen zu lassen.
„Der Himmel ist blau, das Tal ist grün. Herr Lehrer, wir wollen spazieren gehen. Der Spruch verfehlte selten seine Wirkung.“

Keinen Spaß dagegen verstand der Herr Lehrer bei der Musik. 
„Als im Musikunterricht jeder einzeln nach vorne musste, um ein gelerntes  Lied vorzusingen, nahm ich einfach ‚Denkste denn, denkste denn, ich liebe dich, nur weil ich mit dir tanze’ Ein flotter Gassenhauer, der mal gar nichts mit dem Unterricht zu tun hatte. Da setzte es aber was.“

Prompte Schläge war auch ein eher harmlos anmutender Spaß wert. 
„Wenn die Lehrer Geburtstag hatten, wurde traditionell die Tafel mit bunter Kreide vollgemalt, damit an dem Tag kein Unterricht stattfinden konnte. Das war noch nicht schlimm. Aber als ich mit dem Finger immer bunte Kreide abgewischt und den anderen Kindern ins Gesicht getupft habe, gab es Haue.“

Besonders beliebt waren Filmvorführungen in der Schule. Dazu gab es nur einen Vorführapparat, der durch die Dörfer ging. Zwei Schüler, „aber nur die Guten, wurden mit dem Handwagen losgeschickt um den Apparat zu holen und natürlich brauchte die beiden immer extrem lange dazu, so dass die Schule längst vorbei war, wenn sie wieder kamen.“

Ein anderer ganz selbstverständlicher Dienst zu dem die Schüler herangezogen wurden war Aufschichten von Kohle und Holz für den Lohmannschen Haushalt. In der Pause (nicht so beliebt) und während des Unterrichts (sehr beliebt), denn:

‚Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir!’