Beeke

Die Beeke plätschert heute als harmloser kleiner Bach durch Thüste,  hübsch anzusehen mit ihrem klaren kühlen Wasser, in dem leuchtend grüne Algen sacht hin- und herwedeln. Doch in früheren Zeiten war das Leben hier bewegter. Nicht umsonst siedelten sich die Menschen am fließenden Wasser an. Es wurde verbraucht und genutzt und das änderte sich erst mit der Einführung uns heute selbstverständlich erscheinenden technischen Errungenschaften. Die Beeke war noch bis in die sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts kostenfreie Wasserleitung, Kühlschrank, Antriebskraft, Waschmaschine und auch Abwasserkanal in einem.

Der Linsenbrunnen, Gänsebrunnen und Mühlenbrunnen fließen in die Beeke und schenken ihr sauberes und frisches, trinkbares Wasser. Die Kinder vergangener Zeit liebten es, in der Beeke Staudämme zu bauen und lernten in ihr schwimmen. Sie planschten und sprangen übermütig vom hohen Ufer auf die weichen, sonnenwarmen Sandbänke, umflossen vom kalten klare Wasser, welches auch die Kannen mit frisch gemolkener Milch kühlte, die bis zur morgendlichen Abholung im Bach aufbewahrt wurden.  
Nicht immer blieb die Beeke sauber. Schon ab dem Oberdorf, wo sie einen starken Knick macht und dann den Wasserfall hinunterstürzt, am sogenannten ‚Radkolk‘, wurde Erde von Rüben und Kartoffeln geschrubbt. Überall gingen Waschtreppen in den Bach, Säcke und Wäsche wurden gespült. Eine der letzten moosbewachsenen ausgetretenen Waschtreppen findet sich heute noch vor Haarstrichs Hof.

Der Dreck von Wäsche und Kartoffeln floss schnell vorbei, nicht jedoch die Jauche. Brauntröpfelnd und stetig rann sie aus den Rohren der Bauernhöfe in die Beeke. Klärgruben gab es nicht. Und wenn geschlachtet wurde, floss zur großen Freude der Ratten auch das Blut den Bach hinunter.

Nicht blutig aber trotzdem gruselig war es, wenn wieder jemand in der Beeke ertrunken war. Brücken ganz ohne und nur kniehohe Geländer die Straße entlang, dazu Dunkelheit und Schnaps das war eine unheilige Verbindung. Umspült vom flachen Wasser der Beeke lagen die Opfer am nächsten Morgen mit dem Gesicht nach unten im Bachbett und waren nicht mehr zu retten.

„Oh, ich habs kommen sehen!“ war wohl der häufigste Ausruf der Thüster zu diesem Thema.