Pastor Schwabe

Eigentlich ein Wallenser. Für die Thüster Kirche aber ebenso zuständig, obwohl sie aufgrund seiner Größe oft zu klein für ihn zu sein schien und er schon mal den goldenen Kronleuchter ins Wanken brachte, wenn er hereinrauschte.

„Die ganze Predigt durch schwang er hin und her und alle Leute guckten nur darauf.“

Aber:

„Wenn Pastor Schwabe da auf seiner Kanzel stand, mit seinen leuchtend blauen Augen, mit seiner mächtigen Stimme und ausgebreiteten Armen den Segen spendete, hab ich als Kind gedacht, Gott selbst spricht zu uns.“

Göttlich war auch sein Appetit. Bei Hochzeiten und den Konfirmationen war es üblich, den Herrn Pastor danach zu der Feier zu bitten und so ging er gesellig von Fest zu Fest und schlug kein Angebot aus. Torten, Suppe, Braten und danach: ‚Käse schließt den Magen.’ Dann wieder von vorne. 

Er konnte gewaltig essen, aber er musste auch Gewaltiges leisten. Es gab pro Jahr fast 100 Konfirmanden und eine große Pfarrgemeinde. In jedem Ort, Wallensen, Thüste, Ockensen, Levedagsen war an jedem Sonntag Kirche und er düste mit dem Motorrad von Dorf zu Dorf. Vor dem Thüster Gottesdienst zog er sich rasch in der Veranda von Randolffs um, schnappte sich den Wein fürs Abendmahl, der dort zur Kühlung aufbewahrt wurde und hastete zu seiner Arbeit.  

Doch obwohl er so viele ‚Schäfchen’ zu betreuen hatte, kannte er alle Familie genau und auch deren Vorfahren. Ahnenforschung war sein Hobby. Diese Kenntnisse ließen seine Predigten und persönlichen Ansprachen zu etwas Besonderem werden. Noch heute schwärmt Inge Stüben. „Bei meiner Hochzeit hat es zu mir gesagt: ‚So blond wie deine Haare, so blond ist deine Seele!’

Ludwig Schwabe war nicht ein, sondern ‚der Pastor’ für Generationen von Thüstern. Er war von 1930 bis 1973, also über 40 Jahre im Amt.